21.10.05

Fast haett' ich vergessen,...

...dass ich hier neben meiner Selbstfindungs-Entdeckungs-Party-Abenteuer-Rundreise noch eine verantwortungsvolle Taetigkeit als Praktikant in einem deutschen metallverarbeitenden Betrieb ausuebe. Diese Geschichte laeuft unter dem vielsagenden Titel "Einfuehrung der CNC-Technik in der Produktion" Oder "Zen und die Kunst der Geduld"...

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Daher sieht mein typischer Wochentag, wenn mal zufaellig nicht wieder der groesste Feiertag Indiens, wie folgt aus:
Morgens um viertel vor sieben den Wecker verfluchen, gegen die Wand schmeissen und mich bis um sieben im quietschenden Bett winden, bis ich mir der Vollstaendigkeit aller meiner schmerzenden Glieder vollkommen bewusst bin. Nach dem allmorgendlichen Ringkampf mit dem Schlendrian (seit vielen Jahren mein staendiger Mitbewohner) versuche ich meine verklebten und verschwollenen Augen zu oeffnen und kann durch die schmalen Schlitze, durch die nun das volle Tageslicht meine noch sehr empfindlichen Seh-Rezeptoren reizt ein zerknuelltes Blatt Papier auf dem Boden erkennen. Voellig automatisiert forme ich eine hohle rechte Hand, zucke kurz mit meinem rechten Zeigefinger und versuche mit einer schwungvollen Bewegung meiner Hand nach rechts unten, das Stueck Papier in den Papierkorb zu bewegen. Abgesehen davon, dass sich der Abfall keinen Millimeter bewegt, wundere ich mich, wo ueberhaupt der weisse Pfeil ist, mit dem ich das Objekt markiert habe. Meine Gedanken werden langsam klarer und verlassen allmaehlich den WinXP-Albtraum, der mich jeden Morgen in schweissgetraenkten Bettlaken aufwachen laesst.

Meiner motorischen Faehigkeiten wieder einigermassen maechtig, schleppe ich mich die paar Meter bis in's Bad und bin mal wieder stinksauer, weil wieder jemand diesen verquollenen haesslichen Drecksack von Halunken reingelassen hat, der mich mit seiner krummen Visage ziemlich dummkoepfig aus dem Spiegel anstarrt. Morgen kriegt er auf die Fresse...
Wie gut erzogen, druecke ich anderthalb Zentimeter Zahnpasta auf meine Zahnbuerste (die nicht aelter als 6 Wochen ist) und kratze mit ihren Borsten ein voellig vertrocknetes Abflussrohr frei, das sich mal Rachen genannt hat - 3 Minuten lang.
Die kalte Dusche, die den Nachtschweiss von mir runterwaescht, holt mich schliesslich wieder in die Welt der Menschen zurueck. Beim Abtrocknen, wie beim Zaehneputzen macht keiner Experimente. So wie man sich's als Kind angewoehnt hat, so macht man es sein Leben lang.

Fast ebenso routiniert reisse ich die klemmende Tuer meines Zimmers auf und betrete den Rest der Welt, gehe zum Kuehlschrank, aergere mich, das wieder niemand daran gedacht hat, die Milch schon einen Abend vorher kuehl zu stellen und giesse mir Cornflakes mit Mango-Geschmacksstoffen und hochsterile Nestle-Milch in eine Schuessel. Jetzt aber hurtig, weil die Konsistenz der Mischung Cornflakes und Milch einem instabilen Zustand unterworfen ist und sich mirnichts dirnichts von erfrischend kalt (heute aber nicht!) und knusprig in klebrig und ungeniessbar pampig verwandelt, also schnell in's Wohnzimmer, Glotze auf 'VH1' und Fruehstueck verschlingen. Wie als ob es ein Naturgesetz waere, kommt im Fernsehen zu jeder Tageszeit entweder totaler Mist oder das Gleiche wie jeden Tag (auch Mist). Aber es lenkt so schoen davon ab, morgens ein Gespraech zu fuehren.

Nach einigen Wochen ist mir nicht verborgen geblieben, dass die Kantine in der Firma keine 'Reis-Spezial-Wochen' zelebriert, sondern wohl seit Anfang ihres Bestehens ein Einheitsessen anbietet - im Uni Stuttgart-Jargon auch als 'Renner' bekannt. Diese sued-indische Spezialitaet namens "Thali" besteht im Wesentlichen aus einer Schale trockenem Reis, zwei Bechern beliebiger teufelsscharfer Curry-Suppe und einem Becher dickem Joghurt zur Linderung der Verbrennungen im Rachenraum. Aus diesem Grund nimmt man sich also morgens noch zehn Minuten Zeit, um ein Vesper aus dem Aermel zu zaubern, wo selbst die Mutter neidisch wird: Toastbrot mit Scheibenkaese - vom Regen in die Traufe... Variationen: Toast mit Dosenthunfisch, Toast mit Nutella, Toast..
.
Wie schon frueher berichtet klingelt unser Freund Daniel viertel vor acht an der Tuer und berichtet stolz, dass 'the car' nun 'ready' sei, nachdem er es zwanzig Minuten geputzt hat. Weil auf VH1 jeweils fuer einen Monat jeden Tag zur gleichen Zeit dasselbe Video kommt, warten wir ab, bis (im Oktober 2005) dieses weinerliche Coldplay-Video kommt und gehen runter in's Auto, wo ich immer rechts hinten sitze, Stefan links vorne (rechteslenkende Autos in Indien!) und Sven links neben mir. Immer noch keine Lust zu reden, wird die neueste Tageszeitung in drei kollegiale Teile aufgeteilt und die neuesten Informationen aller lebensmueden Inder und ihrem theatralischen Abgang ueber die Styx.

Nach einer dreiviertel Stunde im indischen Berufsverkehr und an der Grenze zum Wahnsinn kommen wir in der Firma an, werden an den Haupteingang vorgefahren und entsteigen in die Welt der Arbeit. Arbeit ist Arbeit, ueberall gleich. Deshalb werden hier acht bis neun Stunden uebersprungen und angenommen, dass wir sicher wieder in unserer inzwischen wieder sauberen Wohnung angekommen sind. Der Abend gestaltet sich gluecklicherweise weniger routiniert, sondern orientiert sich vielmehr an geistiger Zerstreuung. Sitar spielen, Essen gehen, Freunde treffen, wie schon berichtet...

Worauf ich eigentlich hinaus moechte: Heute ist mal was ganz anderes passiert! Hab vor Freude Luftspruenge gemacht! Wochenlange aetzende Planung, mit welchem Werkzeug welche Teile gefertigt werden koennen, wieviel man dafuer braucht, um eine beliebige Produktionsplanung reibungslos ueber die Buehne zu bringen, mit wieviel Ausfall hat man zu rechnen, welcher Anbieter ist der guenstigste, und "Ja, Herr indischer Kollege, wir brauchen genau dieses System" und "Nein, das alte handgeschriebene wird sich nicht weiter bewaehren...", Excel-VBA-Programme zusammenstuempern, Zulieferer zusammenscheissen, neue Liefertermine vereinbaren... Ja, nach all der Zeit abstrakter Kopf(schmerz)-arbeit, steh ich heute vor einem Stahlschrank voller CNC-Werkzeugmaschinen-Werkzeuge incl. saemtlichen Zubehoers; die gestrige Lieferung und die ersten handfesten Fruechte meiner selbstlosen Arbeit. So handfest, dass man einen Hell's Angels-Regionalvorstand damit krankenhausreif pruegeln koennte. Das Kind kommt zur Welt und ist 50 cm lang 3 Kilo schwer und aus hochfestem Hartmetall. Bin so stolz...

In zwei Tagen geht's dann wieder los, 13 Stunden Zugfahrt im 2nd-AC Schlafabteil Richtung Hubli (also Pampa), wo die Maschine, die zu den Werkzeugen passt, nach Angaben des Herstellers in ihren Hallen fertig zur Abnahme steht. Also werden wir Spezialisten die naechste Woche damit verbringen, die Maschine ordentlich auseinanderzunehmen und solange zu vergewaltigen, bis sie uns GENAU die Teile ausspuckt, die auf den technischen Zeichnungen abgebildet sind und, hey supplier, we are German engineers, equipped with German measuring instruments, so don't you dare to fool us, buddy!

Schoenes Wochenende... :-)

18.10.05

Hampi und Hippies (Click here for pics)

Hampi, ...hhhhmm... I like that place! Hatten einen spontanen Wochenendausflug nach Hampi in Karnataka. Sind am Freitag nachmittag mit dem Zug losgefahren und waren nach einer zehnstuendigen und wegen schnarchenden, telefonierenden, plaudernden, schimpfenden, lachenden, spielenden – einfach nur indischen – Indern nervenaufreibenden Fahrt angekommen – in einer anderen Welt...
Mussten vom Bahnhof in Hospet erstmal eine halbe Stunde mit der Rikscha ueber Stock und Stein nach Hampi reinfahren und haben uns so ganz allmaehlich dieser Tempelstadt aus dem Mittelalter genaehert. Ueber Bananenplantagen hinweg waren die Tempelruinen auf den Huegeln schon von Weitem zu sehen. Schliesslich in Hampi angekommen, durch Hampi durchgefahren, am Fluss angekommen, den wir ueberqueren mussten, zu diesem Zweck es aber keine Bruecke gab, und uns erstmal gewundert, dass eine Touristenhochburg wie diese, keine ausgebaute Strasse hat, immer noch ein kleines unschuldiges Dorf mit ein paar hundert Einwohnern ist und niemand einem irgendwelche minderwertige Souvenirs aus chinesischer Herstellung andrehen will. Die Flussueberquerung erfolgte eine Zigarettenpause spaeter per Motorboot, das an keinem Steg halten konnte, sondern nur ueber Waten durch knietiefes Wasser erreichbar war. An der gleichen Stelle am Fluss wurden vor der imposanten Kulisse mittelalterlicher Tempelbauten Kleider, Menschen und Elefanten gewaschen.
Auf der anderen Seite des Flusses befand sich unsere Unterkunft (Mowgli Guesthouses & Huts), eine kleine Strohhuette mit Badezimmer (abgetrennte Waschecke), kleiner Terrasse und grosser Chill-Schaukel mit Blick auf Palmen am Fluss und vorgelagerten (pestizidbehandelten) Reisfeldern. Da zur Zeit keine Saison ist, wohnten auf dieser anderen Seite des Flusses, die als besonders ruhig gilt, ungefaehr hunderttausend Israelis (Hampi/Israel = Malle/Deutschland) und eine handvoll Neo-Hippies aus aller Welt, die auf der Reise durch Indien hier haengengeblieben sind. Aber alles seeeeeeeeehr relaxed, Alter. Unser Fruehstueck kam ungefaehr anderthalb Stunden nachdem wir es bestellt hatten – wir waren die einzigen Gaeste – weil die Papayas fuer den Saft erst gepflueckt und geschaelt werden mussten, und als das dann passiert ist, gab es keinen Strom fuer den Mixer. O-Ton: „Alter, stress Dich nicht so, wir haben doch so viel Zeit, relax doch mal...“
Die naechsten zwei Tage: Israelische Backpacker kennengelernt, ungefaehr 2000 Shiva-/Vishnu-/Brahma-/Hanuman-/Ganesha-Tempel angeschaut, Motorrad ausgeliehen und nochmal 200 Tempel in naeherer Umgebung besichtigt, mit indischen Kindern gespielt, mit indischen Haendlern gefeilscht, mit europaeischen Hippies gechillt und sogar zwei Waldorfschuelerinnen aus Stuttgart getroffen (O-Ton: „Hey, der Hund ist aber suess! Ohhh der Arme... Ich nehm ihn mit nach Stuttgart...“).
Alles in allem ein sehr gediegenes Wochenende auf einem sehr friedlichen Fleckchen Erde dieser Welt mit netten Menschen und sehr viel Spass... Freu mich schon riesig auf Rumreisen in 4 (!) Wochen ...
Klickt auf den Titel dieses Eintrags um Bilder von Hampi zu sehen...

14.10.05

Dschihad oder Wie man dem Lauf der Wiedergeburten ein bisschen nachhilft

Wie angekuendigt gab es in Hyderabad am Mittwoch Abend tatsaechlich einen Selbstmordanschlag. Ein bisher nicht identifizierter ‚Maertyrer’ mit einem Rucksack vollgepackt mit selbst gebastelten Rohrbomben hat sich unweit von einem Club, den ich regelmaessig besuche, vor einer Polizeistation in die Luft gejagt und lediglich einen Wachmann mit in den Tod gerissen.
Verzeiht mir den Spott, aber wenn man bedenkt, dass sich an diesem Feiertag „Dassera“ alle Menschen auf grossen Plaetzen versammeln, um dort ausgelassen zu feiern, und saemtliche Kraefte der Polizei sich vor Ort darauf konzentrieren, fuer Recht und Ordnung zu sorgen, dann ist doch eine leere Polizeistation ein wirklich ungeschickter Platz fuer ein Attentat...
Seitens der Bevoelkerung schien der Anschlag gar keine Reaktion ausgeloest zu haben; der Alltag scheint solchen Wahnsinn schon zu beruecksichtigen.

Die lokalen Medien gehen davon aus, dass es sich hierbei nicht um das angekuendigte Attentat gegen amerikanische Einrichtungen gehandelt hat, sondern vermutlich um einen Trittbrettfahrer aus Bangladesh. Als ich heute morgen im Auto die Zeitung ueberflogen hab, konnte ich in aller Eile noch Wortfetzen wie „Jihad“ und dergleichen aufnehmen, bevor ich angeekelt das Gesicht abwenden und die Zeitung zerknuellen musste.
Die andere Haelfte der Seite zeigte naemlich Grossaufnahmen saemtlicher wiedergefundener Koerperteile, eher Koerperfetzen, des Attentaeters, inklusive abgetrennten Kopf. Jedes aus jeweils 3 verschiedenen Perspektiven, offenbar praesentiert von einem Spezialisten fuer anschauliche Leichenaufbereitung. Musste schier in den Wagen speien...

Ist aber nicht weiter ungewoehnlich, wenn man erst mal ein paar Tage lang die Zeitung verfolgt hat. Jeden, aber wirklich JEDEN Tag liest man drei bis fuenf Berichte ueber Menschen, denen das Leben so sehr zugesetzt hat, dass sie keinen weiteren Ausweg fanden, als den Freitod zu sterben. Meistens sind es Liebespaerchen zwischen 18 und 25 Jahre alt, deren Familien die Liebe nicht akzeptieren, junge Frauen, die im Alter von 25 Jahren auf dem Heiratsmarkt nur noch Auslaufmodelle sind, Familienvaeter, die entweder ihren Job verloren haben, oder mit der Schande nicht mehr leben konnten, dass es ihr Erstgeborener nicht auf die beste Uni der westlichen Hemisphaere geschafft hat, sondern nur auf die zweitbeste, und aehnlich tragische Schicksale. Dann wird entweder Gift getrunken (Haarfaerbemittel in Wasser geloest konnte sich als sehr zuverlaessig erweisen) oder man erhaengt sich und bringt auf eine dieser beiden Weisen entweder sich oder seine ganze Familie in’s naechste Leben, das hoffentlich mehr zu bieten hat.

Alle diese Informationen stehen dann am naechsten Tag in der Zeitung. Zusaetzlich werden dem interessierten Leser noch Einzelheiten ueber den vollen Namen, Wohnort, Werdegang der Familie, rueckblickend auf die letzten zwei Generationen und den zuletzt ausgeuebten Beruf saemtlicher Beteiligten gemacht. Richtig glaubwuerdig wird so ein Bericht dann erst, wenn Nachbarn und Freunde noch ein Statement ueber die Verstorbenen platzieren koennen.

In Indien braucht's kein Internet, um ekelhafte Sachen zu sehen...

13.10.05

Dassera vs. Ramadan

Die pflichtbewusste Moslems unter Euch werden's wissen: Seit einer Woche ist Ramadan. Das bedeutet Fasten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Nix Essen, nix trinken, keine Laster, kein Vergnuegen. In diesem Jahr faellt zufaellig das Hindu-Fest Dassera mit dem Moslem-Fest Ramadan zusammen, was, moechte man es sportlich sehen, einem Fussball-Laenderspiel zwischen Holland und England nicht ganz unaehnlich ist. An einem Ort wie diesem, an dem die unterschiedlichen Kulturen der Muslime und der Hindus sowieso schon aneinander geraten, kann man so manche fanatische religioese Gruppe beider Seiten mit Hooligans vergleichen.

Aufgrund des Ramadans muss man sich jetzt die muslimischen Hooligans als ausgemergelt, extrem aggressiv und gewaltbereit vorstellen, aehnlich einem ausgehungerten Kampfhund. Tatsaechlich muss man als weibliches Wesen dieser Tage ein bisschen vorsichtig sein auf den Strassen. Unsere Hannover-Barbie berichtet, sie wurde in den letzten Tagen noch haeufiger also sonst von jungen Maennern vorsaetzlich angerempelt.

Den Wahnsinn ausgehungerter Moslems mussten wir gestern erfahren:

Geplant war ein Tagesausflug in die Film-City in Hyderabad. Konnten wir aber nicht antreten, weil Auslaendern (v.a. Amerikanern) u.a. in Hyderabad (nb. Delhi, Mumbai,...) empfohlen wurde, den Aufenthalt an touristischen Orten moeglichst zu vermeiden. Der amerikanischen Botschaft in Delhi seien wohl sehr glaubwuerdige Informationen ueber geplante Selbstmordattentate in diesen Staedten zugespielt worden. Die Titelseiten saemtlicher Zeitungen waren vollgestopft mit Warnungen und Hinweisen.

Hatte mich vorher nur sehr wenig damit auseinandergesetzt, aber einen Suicide-Bomber quasi vor die Haustuer geliefert zu bekommen, erzeugt ein unvergleichbar unbehaglicheres Gefuehl, als die Auswirkungen eines solchen Anschlags auf der anderen Seite der Welt gefiltert durch die Mattscheibe anzuschauen.
Vor Angst zitternd zu Hause zu sitzen macht wenig Sinn, weil erstens ich Hunger hatte wie ein Baer und nichts zu Essen im Kuehlschrank und zweitens Attentats-Drohungen das Schueren von Angst zum Ziel haben. Wenn man sich in den aermeren und/oder von Naturkatastrophen gebeutelten Teilen der Welt umschaut, kann man eine gewisse makabre Gelassenheit vermischt mit etwas Zynismus beobachten, mit welcher die Menschen dem alltaeglichen Wahnsinn begegnen.
Verrueckt, vielleicht leichtsinnig oder ueberheblich moegen dem aeusseren Betrachter dann auch unsere Beweggruende fuer den alternativen gestrigen Tagesablauf erscheinen:

Zuerst zum Fruehstueck zum 'Ofen', eine Schweizer Baeckerei. Die Schweiz hielt sich schon immer aus Kriegen heraus und steht ueber solchen Konflikten, weil sie zuverlaessig auf den finanziellen Mitteln sitzt, die saemtliche Parteien eines Krieges am Kaempfen haelt. (Waren trotzdem ein bisschen beunruhigt, als Amerikaner das Lokal betreten haben...)

Instead of Film-City, why not go to the Zoo? Der Zoo ist eher ein Ausflugsziel fuer Einheimische. (Tatsaechlich wurden fast mehr Bilder von den exotischen westlichen Touris geschossen als von den Tieren...). Ausserdem scheinen muslimische Terroristen Tierfreunde zu sein, oder hat schon jemals jemand mitbekommen, dass bei den Attentaten auch nur ein Tier gestorben ist?

Smashing Pumpkins

Gestern wurde im ganzen Land das Dassera-Fest zelebriert. Dieses Fest ist den Hindus so wichtig, wie Christen etwa das Weihnachtsfest. Das bedeutet, dass alle Laeden geschlossen haben, alle Inder auf die Strasse gehen und laut und froehlich feiern.

Am Abend zuvor wollten wir noch irgendwo ein bisschen feiern gehen. Wie sich herausstellte, waren wir aber offensichtlich die Einzigen einsamen Seelen, die nicht zu Hause sassen und ein fulminantes Festmahl im Beisammensein aller Familienangehoeriger vernichteten. So depremierend trostlos war dann auch der Abend...

Viel interessanter war allerdings der Familientag, den die Firma fuer alle Mitarbeiter veranstaltet hat. Herausgeputzt vom Scheitel bis zur Sohle praesentierte sich eine jede Familie der ganzen Belegschaft. Putzige Kinder wurden herumgezeigt: "Say Hello to Mr. Khai!" (Kind laeuft weinend davon...) und es wurde musikalisch, sowie kulinarisch eine Menge aufgefahren. Das ganze Firmengelaende wurde sorgfaeltig mit Blumen dekoriert, jedes Auto mit einem Blumenkranz versehen und jeder Mitarbeiter bekam einen roten Punkt auf sein Chakra.








Wie bereits ein paar Wochen zuvor, wurde der Priester konsultiert, die Maschinen mit Kokosnuessen zu zerhauen und mit Gewuerzen zu bewerfen, um boese Ausschuss-Geister von der Produktion fernzuhalten. Im Gegensatz zur letzten Segnung wurden diesmal nicht nur die Maschinen in der neuen Halle geweiht, sondern saemtliche im Wertschoepfungsprozess enthaltenen Elemente (Maschinen, Serverraum, Tresor), zu der in diesem Fall sogar das Eingangstor zaehlt. Damit die Geister erst gar nicht auf's Betriebsgelaende kommen (boese Geister seien wohl so gut erzogen, dass sie zur Haupteinfahrt hereinkommen und sich zuerst beim Pfoertner melden), wurde hier ein brennender Kuerbis geschwenkt und in der Einfahrt zerschmettert.
Daher also der Name 'Smashing Pumpkins'...








wildlife #3

wildlife #2

wildlife #1

10.10.05

Mother Earth is shaking

Hab’s selbst nur in der Zeitung gelesen. Selber gluecklicherweise nichts mitbekommen. Im Osten Pakistans und im Norden Indiens gab es die schwersten Erdbeben seit ueber hundert Jahren. Pakistan hat inzwischen ueber 40000 Opfer zu beklagen, Indien immerhin ein paar tausend. Das ganze hat sich gestern vormittag in der Region Jammu-Kashmir abgespielt, die ueber 2000 km noerdlich von Hyderabad liegt. Man sagt hier, die Menschen seien nicht wegen des Erdbebens umgekommen, sondern von ihren Haeusern erschlagen worden. 70% aller Gebaeude in der Gegend seien eingestuerzt, weil sie nicht nach den Bestimmungen der Regierung gebaut wurden. Seit einiger Zeit wurde bereits vor einem schweren Beben in diesem Gebiet gewarnt – Wissenschaftler werteten die Zug-Spannungen zwischen der Indo-Australischen und der Eurasischen Platte als auffaellig hoch ein – aber wer hat hier schon Geld, sein Haus erdbebensicher auszubauen.
Ist ein Haus waehrend des Hauptbebens nicht schon eingestuerzt, so kann man davon ausgehen, dass es waehrend eines der 22 z.T. selbst sehr schweren Nachbeben eingestuerzt ist und dabei noch ein paar Rettungskraefte unter sich begraben hat.

Komischerweise fuehrt eine Naturkatastrophe diesen Ausmasses hier aber zu keinerlei Aufregung. Wenn ueberhaupt jemand davon redet, dann nur mit Achselzucken. Niemand scheint sich darueber zu informieren oder sich ueberhaupt fuer Neuigkeiten zu interessieren. Eine gebeutelte Gegend: Letztes Jahr Tsunami im Westen, kuerzlich Wirbelstuerme in den Bengalen, jedes Jahr waehrend der Monsunzeit Ueberschwemmungen staendig und ueberall. Und die Menschen leben damit. Ohne Sensationsgeilheit, Hysterie und Paranoia, eher mit viel Pragmatismus und einer gesunden Portion Zynismus, die der Gesamtsituation ein bisschen Wuerze verleiht.

Uebrigens: Bei den Erdbeben sind ca. 100 Mal mehr Menschen umgekommen als in New Orleans. Der Sachschaden belief sich allerdings nicht mal auf einen Bruchteil.

7.10.05

Feierabend

wuensche Euch allen ein schoenes und gemuetliches Wochenende :-)

6.10.05

Hidden Place

Hab heute morgen mein Zimmer zehnmal auf den Kopf gestellt, auf der Suche nach meiner indischen SIM-Karte, die ich – ganz sicher – gestern Nacht im Bett noch ausgebaut hab, um ne O2-SMS zu verschicken. Ausgeschlossen, dass sie sich von alleine aus meinem Zimmer bewegt haben koennte. War schon im Auto und auf dem Weg zur Arbeit als mir ein Geistesblitz kam und ich den Fahrer zurueckschickte:

Hab die Karte dann unter der Dusche gefunden. Hab sie wohl gestern Nacht einfach im Bett liegen gelassen und mich im Schlaf druebergewaelzt. Heute morgen beim Duschen dann runtergewaschen. Wie sich die Karte jedoch an mir festgehalten hat, kann physikalisch haltbar nur schwer beantwortet werden.

Mal schauen, was sich morgen so alles in meiner Arschspalte versteckt...

5.10.05

Koennen blinde Gitarristen lesen?

Gibt es jemanden, der es jemals geschafft hat, eine Tube Super-Sekundenkleber zu oeffnen, ohne sich dabei ueber die Finger zu kleckern? Wer diesem Phaenomen (vgl. Murphy’s Law) schon mal zum Opfer gefallen ist, kennt auch dieses komische taube Gefuehl auf den Fingerspitzen, wenn aus fluessig fest wird und die Gewissheit, dass man, wenn man in diesem Moment ploetzlich erblinden sollte, die naechsten Wochen wohl keine Brailleschrift mehr lesen koennte.

Genau dieses (Nicht)-Gefuehl habe ich jetzt auf der Fingerkuppe meines linken Zeigefingers, nachdem ich vom Sitarueben eine erbsengrosse Blase bekommen hab, die ich dann aber nicht ausgestochen, sondern weiterhin mit der Sitar-Saite maltraetiert habe. Jetzt legt sich eine Blase unter die alte gerade verheilte. Ziel: Zuechten einer Hornhaut mit der ich Kohlen aus dem Feuer fischen koennte. Grund: Eitelkeit eines Gitarristen.

3.10.05

kleine Weisheiten #5 - angewandte Dekadenz

Sollte mal kein Klopapier zur Hand sein, tut's auch ein weicher vergriffener 10 Rupee-Schein (Wechselkurs EUR:INR ~1:54). Mit diesem Schein aber anstands- und hygienehalber nicht mehr bezahlen!