31.8.05

Impressionen

Sitze gerade im Dunkeln, weil mal wieder der Strom ausfaellt. Komischerweise bleiben aber die Rechner an. Die Ventilatoren nicht... Draussen regnet's Katzen und Hunde und die schwere schwuele Luft wird fortgespuelt. Ich habe immer noch einen Kater von der Rock-Night gestern abend und kann mich gerade noch daran erinnern, dass der DJ mir den Wunsch nach Jimi Hendrix erfuellt hat. Ich wuenschte ich waere jetzt unter einer kuehlen Dusche und danach im Bett. Nie wieder saufen...

30.8.05

Moe streut Salz in meine Wunden

Uebrigens, Zitat Moe in seiner email: "...habt ihr in hyderabad eigentlich auch Meer, Strand, bikinigirls...?"

Bitte: Man nehme an, Indien sei ein gleichschenkliges Dreieck. Bildet man nun die Winkelhalbierenden, so befindet sich in ihrem Schnittpunkt Hyderabad. Quod erat demonstrandum.

Moechte man sich also in Hyderabad von dem einen Meer entfernen, so naehert man sich bereits dem anderen. Man kann also sagen, dass diese Stadt vom Meer soweit entfernt liegt, wie keine andere hier. Ergo kein Strand, ergo ergo keine Bikini-Girls. Das einzige, was man hier von Girls (angedeutet) sieht, sind bei den Moslems die Augen durch den einzigen Schlitz des Gewandes. Die Hindu-Braeute tragen lange bunte Saris, die eigentlich ganz huebsch sind, die Christen-Chicks kleiden sich westlich. Grundsaetzlich ist jedoch immer entweder der Vater, der grosse Bruder oder der Mann dabei, der schon ganz grimmig schaut, und keine Zweifel aufkommen laesst, dass er Dich vermoebelt, solltest Du auch nur wagen...

Ach und ein paar dicke Amerikanerinnen...

Vielen Dank Moe...

50 Jahre zu spaet

Moe hat mir neulich geschrieben. Und wer haette es gedacht: Er lebt noch und ist nicht dem Rassenkrieg zum Opfer gefallen. Wie er erzaehlt, herrscht in Sued-Afrika noch immer Gewalt, die auf den Konflikt zwischen "Schwarzen" und "Weissen" zurueckzufuehren ist. Erschreckend aehnliche Erfahrungen habe ich auch hier in Indien vom ersten Tag an machen muessen, wobei sich die Gewalt hier "nur" durch bestimmte Meinungen und Bemerkungen sowie den Umgang mit den Mitmenschen ausdrueckt, der Konflikt ist jedoch ueberall.

Tatsache ist, dass hier eine Menge verschiedene Kulturen aufeinanderprallen: Hindus, Moslems, Christen, Wessies, Asiaten,... und das erste was einem auffaellt, sobald man aus dem Flughafen kommst, ist dass Einheimische einen grundsaetzlich mit Sir/Madam anreden, sobald man auch nur den Anschein machst, aus einem westlichen Land zu kommen bzw. ueber einen gewissen Status/Geldbetrag zu verfuegen. Vielleicht ist das Teil der Kultur; die Inder haben vor ca. 50 Jahren mit ihrer Unterwuerfigkeit immerhin eine Revolution gewonnen (Ghandi: "Turn yourself into zero and your power will be incredible.").

Gleich am ersten Tag aber wurden uns Insider-Tips an's Herz gelegt, als Weisser kommt man ueberall rein und muss nicht mal anstehen, als weisser musst Du besonders aufpassen, weil die Inder glauben Du hast viel Geld und als Weisser, ... Im Alltag geraet man dann auch taeglich in Situationen in welchen "Weisse" z.B. den indischen Kellner dermassen zur Sau machen, nur weil der Stuhl im Restaurant falsch steht, oder der Fahrer geschlagen wird, weil er mal wieder Scheisse gebaut hat. Tatsaechlich haben viele Inder ein ungewoehnliches Verhaeltnis zu Arbeit bzw. Erfuellung von erwarteten Dienstleistungen, man moechte fast sagen halb Indien steht auf dem Schlauch. Und man steht wirklich taeglich vor dem Wutausbruch, wenn mal wieder kein Mensch glaubt irgendwie jetzt irgenwas verstehen zu muessen und nur "Yes, Sir!" sagt.

Was denkt sich also ein moralisch westlich denkender Mensch, der noch an Menschenrechte glaubt und aus Ueberzeugung den Zivildienst gewaehlt hat, wenn er persoenlich in der Situation steht, dass sein Gastgeber den Fahrer schlaegt, die Kellner anpeobelt und sich am Eingang zu einem Club beleidigt fuehlt, weil er von Tuerstehern zum Bezahlen aufgefordert wird und Inder grundsaetzlich als dumm bezeichnet (O-Ton: "Es gibt ja auch Ausnahmen!")? Eine treffende Bezeichnung dafuer: "Spaetkolonialisten". Ein Phaenomen der sich hier anscheinend haeufig bei Deutschen beobachten laesst.

Es ist wirklich leicht, sich hier zu fuehlen und aufzufuehren wie der King. Ob das jedoch der richtige Umgang mit einer uns fremden Kultur ist?

29.8.05

Satz mit X: War wohl nix!


Am Wochenende hatte wir mit der Hash-Crew einen abenteuerlichen Trip an den Nagarjuna Sagar Stausee, welcher als groesster Irgendwas-Stausee Indiens, der Welt wenn nicht sogar des ganzen Universums gilt, und dank des besonderen Gluecksjahres, mehr Wasser enthaelt, als in den letzten zwanzig Jahren. Das ganze im Rahmen des Full Mars, d.h. der Mars befindet sich z.Z. anscheinend so nah an der Erde, wie in 65000 Jahren nicht mehr und ist am Nachthimmel so gross wie der Mond zu sehen. Wiess nicht, ob in Deutschland auch so ein Gedoens darum gemacht wird. Letztendlich haben wir hier aber Monsun (moechte ich nur nochmals darauf hinweisen) und der Himmel war folglich wolkenverhangen. So ist das schonmal ausgefallen...

Als eine weitere einmalige Sehenswuerdigkeit wurden uns die nahe gelegenen Ettithapothala Water Falls angepriesen, die bekannt dafuer sind die hoechsten Irgendwie-Wasserfaelle Indiens, der Welt, wenn nicht sogar des ganzen Univ... - man merkt schon bald, dass eine Reise nach Indien von einer ganzen Reihe von Superlativen begleitet wird (von denen man aber vorher erstaunlicherweise noch nie was gehoert hat!?). Man kann sagen, dass Indien das Land mit den meisten Superlativen der Welt, wenn nicht sogar...
Uns wurden jedenfalls Krokodile in freier Wildbahn versprochen, und: Ja, heute ist ein Glueckstag, es sind bestimmt schon 12 Krokodile heute gesichtet worden. Auf dem Weg runter zum Fluss sind uns schon so merkwuerdig beschriftete Schriftbanner aufgefallen, alle in Telugu, der Regionalsprache Andhra Pradesh's, und wir machen noch Witze, dass das bestimmt Warnhinweise sind, dass letzte Woche ein Kind von Krokodilen gefressen wurde. Hahahaha!!!
Wie sich aber spaeter herrausstellte war das halt auch noch wahr... Also keine Krokodile gucken.

Zum Trost blieb uns noch eine kleine Bootsfahrt rueber zu einer Insel, die bei dem tollen Wetter wirklich traumhaft sein soll, so sagt man. Also rein in den Bus und rueber zur Faehre. Der Busfahrer laesst uns mitten in einem Riesenpulk von Einheimischen raus und zeigt in irgendeine Richtung, genau dort legt das Boot ab. Er bleibt solange im Bus und passt auf unser Gepaeck auf (einer hatte sein Laptop dabei). Wir also raus und erstmal zehnmal im Kreis gelaufen bis uns ein Polizist die Auskunft gibt, die Faehre legt genau am anderen Ende des weltgroessten Irgendwas-Staudamms ab, ca. 2 km von hier. Aber wir koennen ja von hier beobachten wie... "...ach schauen's mal, sie legt grad ab. wie schoen." Die europaeisch-amerikanische Reisegruppe zieht frustriert von dannen...

Der Blick aus dem Fenster, waehrend der holprigen 5-stuendigen Heimfahrt, ja der war schoen...

25.8.05

kleine Weisheiten #2

Wenn Dich eine dicke Amerikanerin nach Deiner Telefonnummer fragt, wimmel sie nicht ab, indem Du ihr erzaehlst, Du seist schwul. Das macht sie nur noch viel aufdringlicher.

kleine Weisheiten #1

Wenn Du mit Deinem Boss in die Disco gehst, musst Du dann versuchen schlechter zu tanzen als er?

24.8.05

Ihr habt uns den Monsun geklaut!

In den seltenen Momenten, in denen ich mich ein bisschen von der stressigen und nervenaufreibenden Arbeit losreissen kann, pflege ich die neuesten Vorkomnisse in der Heimat zu verfolgen. spiegel.de berichtet seit einigen Tagen von nichts anderem als Land-unter in Sued-Deutschland.

Darf ich Euch freundlich daran erinnern, dass der Monsun eigentlich hier in Indien stattfinden sollte? Stattdessen haben wir hier seit einigen Tagen Sonne satt und bei Euch wird ganz Allgaeu von der Aussenwelt abgeschnitten!? Hallo!!! Geht's denn noch? In Indien geht das Volk schon auf die Barrikaden und die Bauern fuehren Regentaenze auf...

Monsun raus aus Deutschland!

22.8.05

Choosing the right shoe

















Sonntags ist hier immer ein sog. Hash Run. Gibt's wohl ueberall auf der Welt und ist dann auch nichts weiter, als dass sich ein paar Auslaender, die aus allen moeglichen Gruenden nach Hyderabad gekommen sind, irgendwo in der Pampa treffen und erstmal ein bisschen durch die Landschaft rennen. Spaeter bildet man einen Circle und macht sich ueber sich selbst und alle anderen lustig, indem man alberne Lieder singt und dazu trinkt. Dabei werden Circle-Teilnehmer jedesmal ge-"charged", d.h. beschuldigt irgendwas getan zu haben oder irgendetwas zu sein.

Tja, diese Woche war ich zweimal gecharged worden und musste Bier auf ex kippen. Die Anklage:
1: Deutscher zu sein! Ich habe darauf plaediert Vietnamese zu sein, worauf sie mich aufgefordert haben ein vietnamesisches Lied zu singen... erwischt! (Anm.: Deutsche werden dort jedesmal angeklagt Deutsche zu sein). CHEERS!
2: Neue Schuhe zu tragen! Strafe: Bier aus dem verschwitzten Schuh trinken... Durfte mir aber aussuchen, ob links oder rechts. Habe natuerlich den rechten gewaehlt...?!

Der Sinn eines Hash??? Naja, immerhin war's eine schoene Landschaft. Hey, wir konnten am Stadtrand von Hyderabad Pfaue, Bueffel und sogar Affen (Paviane) in freier Wildbahn beobachten.

so long dear folks

P.S.: Bilder von den Hash Runs werden ziemlich fix in's Netz gestellt. Die Ueberschrift in diesem Post ist dorthin verlinkt.

16.8.05

Scharf, schaerfer, Afterburner

Jetzt geht's los! Die letzten drei Wochen in Crailsheim rumgelungert und meine Zeit damit verbracht, meine sehr begrenzte Hirnkapazitaet mit sensiblem Betriebs-Know-How der Firma Voith Turbo zu fuellen. Ich weiss jetzt alles ueber hydrodynamische Kupplungen. ALLES!!! Aber ich werde nichts erzaehlen. Hihi...
Seit drei Tagen bin ich also in Hyderabad/Indien und trotze dem Monsunregen. Es ist ja nicht so, dass es 24 Stunden regnet. Nee, ein paar Stunden am Tag nieselt's auch nur. Ansonsten ist es hier sehr asiatisch. Die Strassen sind vollgepackt mit Autos, Mopeds, Motorrikschas, und alten, armen und jungen armen Menschen. Es ist zu jeder Uhrzeit hoellisch laut, und jede Aktion, die ein Autofahrer ausfuehrt (Ueberholen, Abbiegen, Bremsen, Vorfahrtnehmen, Losfahren,...) wird von eindringlichem Gehupe angekuendigt. Sehr aufmerksam...
War auch schon mal was Einheimisches essen. Es wird viel mit Koriander gewuerzt, was mir persoenlich sehr entgegen kommt. Ansonsten gibt's die Geschmacksrichtungen "scharf" und "verdammt scharf". Kenner, so habe ich mir sagen lassen, entdecken dazwischen immer feinere Abstufungen. Wahrscheinlich abhaengig von der Intensitaet des After-Burners. Aua!

14.8.05

I love Dubai, I love gold

Hatte heute 16 Stunden Stop-Over in Dubai und hab mich gefreut wie ein Kind an Weihnachten, dass Andi blau gemacht und uns am Flughafen abgeholt hat. Wir haben ca. 2 Stunden und 5 arabisch Minuten auf ihn warten muessen. Also den halben Tag. Mit der Gewissheit, dass Dubai eine Retortenstadt ist, die einfach aus dem Wuestenboden gestampft worden ist, waren wir auch ueber die 45 Grad im Schatten nicht besonders ueberrascht; mehr jedoch ueber die Tatsache, dass saemtliche Uhren am Flughafen (nicht nur die beim Duty-Free Shop) von Rolex waren und nicht etwa vergoldet, sondern massiv aus Gold waren. Dort gibt es auch T-Shirts zu kaufen mit der Aufschrift: "I love Dubai, I love gold".
Andi hat uns den restlichen halben Tag also durch Dubai gefuehrt und uns alle Sachen gezeigt, die wir bisher nur aus dem Fernsehen kannten. Tausend Fotos gemacht, die zuhause eh keinen interessieren. Interessant jedoch und von Andi immer wieder betont: Dubai zwischen den grossen Prunkbauten. Man muss sich natuerlich ueberlegen auf wessen Kosten der unglaubliche Reichtum geht... Klarer Fall fuer Menschenrechtsorganisationen.

Bei all dem Protz und der Dekadenz: In Stuttgart fahren die neueren Benzes und Porsches rum. In Dubai gurken die Jahreswagen.