3.1.06

Feucht fröhliches Fest

Das Weihnachtsfest haben wir schön unspektakulär am Strand mit ein paar Briten verbracht. Erstmal was Essen gewesen, später an die Bar und am Lagerfeuer ein bisschen mit anderen plaudern. Haben dort ein nettes Pärchen aus Köln getroffen, Stefan und Inga, beides Studenten an der Uni. Das verbindet...
Wir hatten keine Weihnachtsgans, sondern eine leckere Steinofenpizza, Pasta, einen leckeren griechischen Salat und zum Nachtisch italienisches Eis. Wie bescheiden man wird, wenn einen das tägliche Reis und Curry bereits mürbe gemacht hat. Haben dann noch bis um halb vier getanzt und uns im Suff mit allen möglichen Leuten angefreundet. Denn besoffen klingt jede Sprache gleich und jeder ist plötzlich Bruder und Schwester. Wie einfach das Leben manchmal sein kann. Mit den Briten, die unsere Hüttennachbarn waren, haben wir die nächsten zwei Tage noch verbracht, bevor wir Goa leider schon wieder verlassen mussten. Zwei von diesen Insulanern, Rob und Bratt, waren uns besonders nahe und wir haben für sie Spitznamen gefunden, die sie ziemlich gut beschreiben. Man muss dazu sagen, dass beide den ganzen Tag nichts anderes gemacht haben, als in der Sonne zu liegen. Deshalb hieß Bratt dann ‚Brown Bread’ und Rob ‚Red Rob’, ganz nach ihrer äußeren Erscheinungsform. Die beiden arbeiten wohl oder auch nicht – bei reisenden Briten weiß man das nie so recht – jedenfalls halten sie sich während des restlichen Jahres in der Nähe von Birmingham auf, unweit von Worcester, wo ich ab Ende Januar sein werde. Wir haben ausgemacht, sie zeigen mir Birmingham bei Nacht und ich ihnen die Fußball-WM 2006. Hoffe, das sind keine Hooligans und wir werden nicht in irgendwelche Schlägereien verwickelt. Werde auch möglichst das Spiel England-Holland vermeiden.

Nachdem wir also die letzten Züge durch’s salzige Meer gezogen haben, das letzte Mal den Strand rauf und runter spaziert sind, eine letzte Runde Frisbee gezockt haben und noch mal Fisch essen waren, sind wir mit dem Sleeper-Bus nach Hampi gefahren. Jeder Traveller in Indien hat schon mal von Hampi gehört und jeder redet darüber. Es ist fast so, als sei Hampi das gelobte Land, oder eine Oase, über die es die wundersamsten Geschichten zu erzählen gibt. Wie ich aber zwei Monate vorher selbst erleben durfte, und was mich in die Position gebracht hat, mitzureden, weil ich ja selbst schon dort war, sind alle herrlichen Beschreibungen über Hampi, die sich gerüchteweise verbreiten, gar nicht mal so falsch, wenn nicht vollkommen berechtigt. Deswegen und weil Justyna diesen Ort auch noch sehen sollte, haben wir dort einen letzten Stop eingeplant.
Da ja nichts in der Welt einfach nur komplett cool sein kann, quasi zu schön um wahr zu sein, gestaltete sich die Fahrt von Goa nach Hampi als ultimative Tortur. Es gibt keine direkten Züge, sondern nur solche, bei denen man drei Mal mitten in der Nacht umsteigen muss. Die weniger üble Alternative stellte der Sleeper-Bus dar, der neun Stunden lang durch die Nacht und über Indiens Strassen heizt (keiner weiteren Erklärung würdig). Diese Busse transportiert Touristen in winzigen Schlafzellen, auf einer Seite sogar Doppelzellen, von denen wir eine für uns reservieren konnten. Ich glaube, es hätte ziemlich bequem werden können, hätten wir uns den Platz nicht mit unserem kompletten Gepäck teilen müssen, weil der Kofferraum kaum mehr als ein Handschuhfach war. Also kamen wir am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang (Nr. 9) mit steifen Knien und weichgeschüttelt mit voller Blase in Hampi an. Scheint mir so, als gäbe es keine Möglichkeit diesen Ort nicht völlig übermüdet zu erreichen. Ist wahrscheinlich eine Masche der Tourismusbehörde, um Hampi noch magischer erscheinen zu lassen.