3.1.06

Back to Mayhem

Nach zwei Tagen Hampi wurde es für uns Zeit, unsere Sachen zu packen und den Trip nach sechs Wochen zu beenden. Unser letzter Zug brachte uns in zehn Stunden zurück nach Hyderabad, zurück in den Großstadtwahnsinn. Am Bahnhof von Hospet, der zu Hampi nächstgelegene, wähnten wir uns in Gemütlichkeit beim Abendsnack (Chips und Wasser), als uns etwa zehn indische Frauen mit ihren Kindern und ein paar Männer umzingelten und anfingen uns wie eine Kuriosität zu bestaunen. Jedes der Kinder wurde von der Mutter fast gezwungen uns die Hände zu schütteln und für weitere zehn Minuten wurden wir nur begafft. Mit ein paar der Männer konnten wir uns ein bisschen auf Englisch unterhalten, die Frauen aber, die uns irgendwas auf Hindi oder Kanaada zuriefen, waren für keine Konversation in einer überregionalen Sprache offen. Irgendwann wurde ihnen bloßes Gaffen dann auch zu langweilig und die Menge löste sich auf.
Der Schlaf im Zug gestaltete sich angenehmer denn je, jetzt nachdem wir schlimmere Verkehrsmittel erleben mussten. Bin mal in der Nacht aufgewacht und hab mich gefragt, ob der Zug fährt oder steht. Ich denke jetzt kann ich überall schlafen. Auch im Stuttgarter Wagenburgtunnel um halb fünf mittags.

In Hyderabad hatten wir zweieinhalb Tage um Wertsachen aus dem Safe in der Firma zu holen, alle Kollegen zu verabschieden, schmutzige Klamotten zu waschen, zu packen und nicht zu vergessen: noch mal so richtig zu feiern. Mit dem Feiern haben wir mal angefangen. Und haben das mit einem Kater am nächsten Tag fast bereut. Nach unserer Reise erschien uns Hyderabad noch hektischer als sonst und die Preise in den Läden und den Restaurants sind uns erstmals so richtig teuer vorgekommen im Vergleich zu anderen Orten in Indien.
Am letzten Abend wurden wir von Kollegen in’s 10 Downing eingeladen, um unseren Abschied nochmals so richtig und auf Kosten der Firma zu ertränken. Man sieht nicht oft den Abteilungsleiter im Suff tanzen und seinen Vorgesetzten kichern wie ein Mädchen. Diese und viele andere Bilder während der letzten Monate werden mir bestimmt nicht mehr aus dem Kopf zu gehen.

Eigentlich muss man das gar nicht mehr extra erwähnen, aber Madhu und seine Gang waren auch im 10 D und haben uns noch gebeten, an ihren Tisch zu kommen, bevor wir gingen. Wie Justyna schon bei ihrer Ankunft erleben durfte, stand plötzlich eine Schokotorte auf dem Tisch mit der Aufschrift ‚Farewell Justyna & Khai’. Die Torte landete zielsicher in unseren Gesichtern.

Silvester haben wir eigentlich nicht gefeiert. Wir standen bei uns auf dem Dach und haben zugeschaut, wie sich unser durchgeknallter Wachmann selbst gebastelte Böller um die Ohren fliegen ließ. Ein paar ziemlich eindrucksvolle Raketen wurden in der Ferne in den Himmel geschossen und wir waren ziemlich besorgt über die Tatsache, dass in wenigen Stunden unser Flieger durch genau diesen Himmel fliegen soll.
Um eins brachte uns Daniel dann zum Flughafen. Einchecken gestaltete sich als große Diskussion, weil ich darauf bestand, meine Sitar als Handgepäck einzuchecken – bei anderen Airlines kein Problem. Bei Emirates und dem Check-In Officer in Hyderabad offensichtlich ein riesiges Problem. Also durfte ich wählen zwischen Sitar da lassen und Sitar als herkömmliches Gepäck einchecken. Hab mich für letzteres entschieden und als ob’s nicht sowieso schon von vornherein klar war, kam mein geliebtes Saiteninstrument in Einzelteilen in Frankfurt an. Verdammte Pisser!!!

Weil Justyna auf dem Hinflug in der Bordvideothek ein Drama („Million Dollar Baby“) angeschaut hat und sich dabei die Augen fast ausgeheult hat, dachte sie eine Komödie mit Cameron Diaz würde sich besser anschauen lassen. Ich weiss nicht wie das gehen soll, aber auch bei dieser flachen Komödie hat sie zwei Stunden durchgeheult. Tztztz, Frauen...

In Dubai hatten wir acht Stunden Aufenthalt und wollten natürlich raus auf eine Sight-Seeing Tour gehen. Ich bin gerade durch den Zoll und hab mir ein 60-Tage Visum in meinen Pass stempeln lassen, als kurz darauf Justyna darauf hingewiesen wurde, dass polnische Staatsbürger kein Visum bekämen, wenn sie nicht ein Hotel vorweisen können. Am Schalter von Emirates liessen sich Hotels buchen, wir sollen doch dort mal schauen. Abgesehen davon dass wir für die paar Stunden gar kein Hotel brauchten, war der Preis für das günstigste Einzel-Zimmer 209 US-$. Fanden wir ein bisschen übertrieben und wir entschieden uns in den Duty Free Bereich des Flughafens (der mit den Rolex-Bahnhofsuhren) zu gehen um dort ein bisschen zu ‚bummeln’. Weil wir fast schon draussen waren und jetzt auf dem Weg zurück waren, mussten wir noch eine Sicherheitskontrolle passieren, an der mir mein Taschenmesser abgenommen wurde, dass ich unwissentlich in meiner Hosentasche getragen hab, aber irgendwie und offensichtlich bereits durch die Kontrolle in Hyderabad geschmuggelt haben muss. Nach den Stunden in den Duty Free Shops kann ich froh sein, dass es nicht zu meinen guten Vorsätzen für’s neue Jahr gehört, das Rauchen aufzugeben. Der Vorrat dürfte nun auch für meine Enkelkinder reichen.