4.12.05

Wer sich langsam bewegt, kommt nicht in's Schwitzen

Ein ermuedender Flug mit Air Deccan sollte uns ueber Bangalore nach Kochin bringen. Air Deccan - eine Fluggesellschaft fuer Liliputaner, wie meine schmerzenden Knie noch jetzt zu bezeugen wissen. In Bangalore fanden wir beim Umsteigen noch Zeit, uns mit Sachin, Madhu und Juergen zu treffen, die ueber's Wochenende mit dem Auto nach Bangalore gefahren sind, um The Rasmus live zu sehen. Wie es nun mal so ist, konnte man den Zeitangaben eines Inders nicht so recht trauen, und wir mussten anstatt fuenf Minuten geschlagene zwei Stunden am Flughafen in Bangalore auf die voellig uebermuedeten Jungs warten, wenn man auch direkt nach einer 10 Downing Session eine zehnstuendige Autofahrt antritt, als wuerde man nur mal kurz einen Kumpel nach Hause bringen...
Fanden vor unserem Weiterflug also gerade noch Zeit, in einem Restaurant Pommes reinzustopfen und in einer Apotheke noch Drogen zu kaufen, die meinem immer noch vom rauhen Darjeeling gezeichneten Rachen den letzten Rest zu geben. (Vom Rauchen ist es naemlich irgendwie nicht besser geworden!?) Der Geheimtipp Heisse Zitrone mit Brandy war's dann wohl, der mich jetzt in diesem Moment, in dem ich diesen Satz schreibe, NICHT husten laesst.
Der Flug von Bangalore nach Kochin war erst puenktlich, hatte dann erst eine halbe Stunde, dann eine Stunde, zuletzt zwei Stunden Verspaetung, die uns aber die Moeglichkeit gab, auf dem Boden der Wartehalle, denn der ist eh schon schmutzig, ein bisschen Schlaf nachzuholen. Wenn man an einem Tag, sowohl den Sonnenaufgang, als auch den Sonnenuntergang aus dem Flugzeug sehen kann, weiss man, dass man schon ziemlich lange unterwegs ist. Dieses Propellerflugzeug aber gab uns ein mulmiges Gefuehl, weil wir direkt neben den Propellern sassen und die sehen von der Seite aus wie maechtige Saegeblaetter.
Kochin ist ein kleines verschlafenes Nest inmitten von Palmenwaeldern, spielt ein bisschen im Business mit, ist aber doch nur ein groesseres Fischerdorf und hat bestimmt trotzdem seine dreihunderttausend Einwohner - ich weiss es nicht... Unser Hotel haben wir, wie das erste in Jaipur, schon vorher gebucht. Haetten wir nicht tun sollen, denn jetzt schlafen wir in einem Businesshotel, das so richtig Charakter vermissen laesst und direkt an der Mahatma Gandhi Road liegt, in jeder indischen Stadt die Hauptstrasse. Kochin scheint tot. Hier gibt es nichts, was man tun kann. Gestern mussten wir anderthalb Stunden nach einem Restaurant suchen und haben eines gefunden. Wahrscheinlich das einzige, denn nach uns kamen noch ein paar Traveller, die uns fragten, ob hier irgendwo was geht. Dass wir uns im gleichen Lokal getroffen haben, kann deshalb kein Zufall sein.

Heute haben wir wieder anderthalb Stunden gebraucht, um irgendwo ein Fruehstueck aufzutreiben. Nach dem opulenten Morgenmahl, das wir uns in einer Coffee-Bar am Hafen gegoennt haben, sind wir mit dem Boot auf die andere Insel gefahren, die nach dem Lonely Planet die schoenere Seite Kochins zeigen soll: Fort Cochin. Es ist recht gemuetlich hier und wir werden jetzt an den Strand gehen und dem Sonnenuntergang zuschauen, wie er sich in den Fischernetzen verfaengt. Danach den Fischern ihren Fang ankaufen und irgendwo zubereiten lassen. Herrgott, eine verschlafene Stadt macht so traege...