11.11.05

Jazz legends in Hyderabad – excuse me, while I kiss the sky

Lange angekuendigt in saemtlichen Zeitungen und auf riesigen Plakatwaenden: International Jazz Legends im Sheraton Hotel, Hyderabad. Kann man sich ja mal reinziehen dachten wir uns in der Gang. Sollen wohl ziemlich bekannte Musiker (und Schlagzeuger) aus Schweden sein...
Gestern also ein paar Minuten frueher Feierabend gemacht, weil das schon um halb acht steigen soll. Noch in aller Schnelle Sitarunterricht runtergerissen und dann ab dafuer in’s Auto und zum Sheraton. Bis wir uns vor die Pforte fahren lassen konnten, weil dort der rote Teppich ausgelegt liegt, dauerte es schon eine Weile. Die ganze Auffahrt war voll mit den grossen europaeischen Karren, die sich auf Indiens Strassen ruinieren lassen. Aus dem Auto schliesslich ausgestiegen, standen wir nun da, auf den uebertrieben fluffigen Teppichen, in der Halle dieses pompoesen Luxushotels, schauten uns um und kamen uns sehr schaebig vor, totally under-dressed zwischen all den aufgemotzten Menschen in Abendkleidern und Smokings. Die gesamte VIP Hyderabads hat sich hier versammelt, die Reichen und die Schoenen, die Magnaten samt Gattinnen, die Intellektuellen, die Wichtigen, die Musiker (und Schlagzeuger) und wir vier Halunken, Madhu, Juergen, Justyna und ich - aber immerhin eingeladen.
Macht nichts, dachten wir uns, wir werden auch noch alt, und sind schnell hinter den Veranstaltungssaal verschwunden, in den Garten, wo freie Getraenke gereicht wurden und drei riesige identische Buffetts den vornehmen Hunger neureicher Inder und pseudoreicher Europaer schuerten. Ein bisschen hiervon gekostet, ein bisschen davon geschleckelt, ein paar reichhaltige Drinks und der Abend konnte losgehen, nachdem sich um uns inzwischen ein paar Gleichgesinnte versammelt haben, die man schon aus dem 10 Downing kennt und gluecklicherweise auch ziemlich under-dressed waren.
Was ca. 95% der Anwesenden an diesem Abend in diesem festlich weiss dekorierten Saal erwartet haben: Eine kleine Jazz-Combo, die Standards aus dem ‚Real Book’ interpretiert, in einem Groove, zu dem man schoen den Fuss ueber den uebereinandergeschlagenen Beinen schoen im Takt mitwippen kann und dabei versucht den Wein moeglichst nicht zu verschuetten; eine zierliche Saengerin mit einer gewaltigen exotischen Stimme, stets laechelnd und fast unmerklich die Hueften zum Takt wiegend, die Haende brav am Mikrofonstaender. Brillen-und-Halstuch-Jazz mit Klatschen nach jedem Solo. Pfff...

Was die anderen 5% der Anwesenden (zu denen wir nicht gehoerten) schon vorher wussten, die anderen 95% zu ihrer Freude, oder auch nicht, feststellen durften: Die schwedische Jazz-Band hiess „Jonas Hellborg Group“ und bestand aus, ich zitiere: „Jonas Hellborg (bass), a former member of John Mclaughlin's Mahavishnu Orchestra“, „Mattias IA Eklundh, a Swedish rock/metal/shred guitarist…“, Gitarrist der schwedischen Death-Metal Band „Freak Kitchen”, „Morgan Agren (drums)“ mit Steve Vai auf Frank Zappa’s Album „Zappa’s Universe“ zu hoeren.
Die Musik, im weitesten Sinne Fusion-Jazz, mit gitarristischen Anleihen von Musikern wie Zappa, Yngwie Malmsteen, Eddie Van Halen, Hendrix und ein bisschen schwedischen Metal a la Opeth, und am (Akkustik)-Bass total wirres aber grooviges Zeug, dass ich nur mit Les Claypool vergleichen kann. Nennen wir es mal Metal-Jazz... Verzerrte Gitarren zu Slap-Bass und vertrackten Beats.
Total krasses Ding, das. Jazz bedeutet fuer mich ja, viel Freiheit in die Musik zu lassen und grossartig wird’s dann, wenn’s trotzdem klingt wie aus einem Stueck. Was die Jungs da also gestern zusammengeschmissen haben, Metalriffs, klassische Harmonien, orientalische Rythmen, Funk... und Schlagzeugsoli ueber fuenfzehn Minuten. Als Zugabe gab’s dann Hendrix’ Purple Haze (“Excuse me, while I kiss this guy”, oder wie doch gleich…?)
Bis zum Ende waren die Spiesser schon verschwunden und der erstaunlich zahlreiche Rest hatte noch ne coole Zeit mit guitar-talk, Fachsimpeln und Klugscheissen (Musiker halt (und Schlagzeuger ;-)).

Der Link im Titel fuehrt zu der offiziellen Homepage von Mattias IA Eklundh. Scheint ja recht bekannt zu sein der Bursche und mit einigen ziemlich grossen Musikern gespielt zu haben. Hab ihn aber auch nicht gekannt vorher, die anderen zwei noch weniger.

















1 Comments:

Anonymous Anonym said...

hey, da greift ein troll deine frau an...
is das ok so?

21/11/05 14:39  

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