7.11.05

ganz normales Wochenende


Wir sind ja jetzt nur noch zehn Tage in Hyderabad, bevor wir die Odyssee durch Indien antreten. Natuerlich kommen alle Parties und saemtliche Aktivitaeten, die man ja eh schon machen wollte, aber bisher nicht geschafft hat, am Ende zusammen, d.h. an diesem, unserem vorletzten Wochenende.
Hab ich schon erwaehnt, dass es hier nur Feiertage gibt? Freitag jedenfalls wurde das Ende der Ramadan- und damit Fastenzeit gefeiert. Das ganze Wochenende hat man fast keine Moslems auf der Strasse gesehen, weil sie hauptsaechlich damit beschaeftigt waren, zuhause zu sein und fuer die letzten vierzig Tage auf einmal zu essen. Justyna und ich waren am Freitag erstmal tanzen; mal so gemuetlich auschecken, was so ein Hyderabadi Wochenende so bietet. Ganz brav den Popo gewackelt, danach zuechtig nach Hause gegangen und sich fuer den naechsten Tag fit schlafen.
Waren naemlich ganz schoen muede vom kaufrausch getriebenen Shoppingerlebnis am Nachmittag. Die Rupees flutschten nur so durch die Finger...
Der naechste Tag begann, da war die Sonne bereits am Firmament weit oben und der Ayurveda-Masseur vor der Tuer. Das Leben nach einer Uhr setzt einen selbst nur unter Druck und macht ganz verspannt. Irgendwann danach standen Madhu und Gopi ploetzlich da und holten uns zum Go-Kart fetzen ab. Hab ich ja noch nie gemacht davor. Irgendwo draussen am Rande von Hyderabad war dann so ein Vergnuegungszentrum, in dem man Klettern, Rollerskaten, Billard spielen, Luftgewehr schiessen, Bogenschiessen und eben auf einer ca. 700m langen, mit 11 Kurven gesegneten, an der schmalsten Stelle 8m, an der breitesten 15m weiten und der laengsten Geraden von 110m messenden Go-Kart-Strecke Rasenmaehermotoren zum platzen bringen konnte. Dass so ein Go-Kart auch ein Bremspedal besitzt hat mich auch hinterher nicht mehr interessiert.
Voellig im Geschwindigkeitsrausch sind wir danach mit dem Auto in’s 10 Downing gefahren. Nach so ein paar Runden im Go-Kart fuehlt sich eine Servolenkung an, als wuerde man im Yellow Submarine durch rosa Wolken schweben. Eigentlich wollten wir ja nur kurz bleiben, aber wie’s nun mal so ist mit Vorsaetzen,... Das 10 Downing hat seinen vierten Geburtstag gefeiert mit sehr, sehr lauter Musik, sehr guten Drinks und sehr suessen Maedchen an den Turntables. Und hey, die DJanes, die waren nicht nur bezaubernd huebsch, sondern haben auch wirklich guten Sound gespielt! Nein, ich schwoere: WIRKLICH!!!
Ich hab zwar an keiner Tombola mitgemacht, hab aber trotzdem was gewonnen: Einen Einkaufsgutschein fuer Herrenschuhe im Soundso-Laden fuer Denjenigen-Betrag. Wer allerdings schonmal das Erlebnis hatte, in Indien Herrenschuhe einzukaufen, der kann es wohl nachvollziehen, dass ich lieber einen Blumentopf gewonnen haette.
Spaeter, und ich weiss echt nicht mehr wie, befanden wir uns auf einer Party im Freien. Auf einem Huegel mit Blick auf einen riesigen See, einem grossen Buffet, einer Tanzflaeche und gutem Sound. Viele internationale Studenten der International School of Business und niemand, den man jemals vorher gesehen hat.
Sind irgendwann (so kurz vor Sonnenaufgang, denn die Rikschas haben schon angefangen zu zwitschern) nach Hause gekommen und mein Schaedel war kurz vor der Explosion. Weiss nicht, wie wir nach Hause gekommen sind und wer mir meine Kontaktlinsen rausgemacht hat, aber spaeter hab ich noch die Kloschuessel umarmt. Hab sie echt vermisst...

Der naechste Tag (Sonntag) begann (etwas) spaeter als urspruenglich geplant mit einem gediegenen Brunch im fusion9 und viel Fruchtsaft, Salzigem und Kohlenhydraten. Und zum Schluss nen Kaffee, der Kater war also besiegt.
Eine Rikscha (wir haben uns die mit dem meisten Pluesch ausgesucht) brachte uns mitten in’s muslimische Herz Hyderabads, zu den Touristenmagneten Charminar (koenigliches Monument) und Mecca Masjid (Moschee). Ein bisschen zuviel Eintritt bezahlt – Preisschilder an solchen Attraktionen sagen: „Indian citizen: 5 Rps, other countries: 100 Rps“ – ein bisschen von den Tuermen geglotzt und dann weiter in den Laad-Bazaar, Bangles kaufen. Jep, Bangles, das sind diese schrill bunten und goldenen und glitzernden Armreife, fuer die man sich die Hand quetschen muss und den Daumen ausrenken, um so einen ueber die Hand zu streifen. Aber einer alleine sieht ja doof aus, also muessen’s schon mehr sein und je mehr, je schoener... Frauen scheinen drauf zu stehen!?
Wir haben uns dann noch ein bisschen von jugendlichen und nicht mehr ganz so jugendlichen Moslems, fuer die eine junge blonde Frau ohne Gewand gleichzeitig eine Attraktion, wie auch ein lebendiges Exponat der unmoralischen westlichen Hemisphaere darstellt, begaffen, beleidigen, anpoebeln, anpfeifen, beruehren und anrempeln lassen. War echt nicht besonders angenehm und wir waren erleichtert, als wir diese Haelfte Hyderabads verlassen und uns eher Richtung Heim bewegt hatten.
Auf dem Weg lag noch der Birlar-Tempel, komplett aus Marmor, den haben wir uns noch angeschaut. Ein bisschen barfuss ueber harten und kalten Stein geschlendert und die andaechtige Ruhe, die sich an solchen Orten ausbreitet, genossen.

Fotos vom Wochenende gibt’s verlinkt unter der Ueberschrift.